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Bei der Weinprobe muss die „künstliche Nase“ passen

18.10.2002

Helmholtz-Symposium am 29. Oktober in der PTB zum Thema „Fühlen oder Messen?“

Messgeräte statt Sinnesorgane – kann das funktionieren? Die Antwort lautet: nicht immer. Da gibt es zwar Sensoren, die giftige, aber für den Menschen geruchlose Substanzen aufspüren, oder ebenso hilfreiche Geräuschsensoren. Doch wirkliches Riechen, Sehen, Hören bedeutet mehr – nämlich gleichzeitig eine Vielzahl komplexer Signale zu erfassen. Wie lassen sich menschliche Sinneswahrnehmungen messend begleiten? Diese Frage diskutieren beim diesjährigen Helmholtz-Symposium der Physikalisch-Technischen Bundesanstalt (PTB) in Braunschweig verschiedene Wissenschaftler, die auf dem Gebiet der „künstlichen Sinnesorgane“ forschen. Zu dem Symposium am Dienstag, den 29. Oktober ab 9.45 Uhr im Hörsaal der PTB sind alle Interessierten herzlich eingeladen.

Eine Reihe von schlichten Bechern, jeder mit einer Nummer versehen, davor eine Reihe von ernsthaften Menschen. Jeder von ihnen nimmt einen Becher, riecht an der Flüssigkeit, nimmt einen Schluck, wälzt die Flüssigkeit im Munde, horcht konzentriert in sich hinein, spuckt wieder aus. Das hat etwas Altmodisches – und doch sind solche Verkostungen oftmals die einzige Möglichkeit, Weine oder andere Lebensmittel zu klassifizieren. Die Testesser oder -trinker sind geschulte Experten – aber niemand kann sagen, ob sie die Reaktion des „Normalverbrauchers“, der über ein neues Produkt den Daumen hebt oder senkt, wirklich vorhersagen können. Aber kein Messgerät schafft es bisher, die Fülle von Eindrücken aufzunehmen, die eine menschliche Nase bei einer Weinprobe mühelos unterscheiden kann. In anderen Bereichen ist man etwas weiter. So finden chemischen Gassensoren, die zu einem Sensorsystem zusammengeschaltet sind, langsam ihren Weg in die Nahrungsmittelindustrie. Wie diese „elektronische Nasen“ funktionieren und ob sie wirklich schon „riechen“ können, erläutert Udo Weimar von der Universität Tübingen im ersten Vortrag des Tages.

In dem zweiten Vortrag berichtet die Marketingprofessorin Anja Stöhr von der Hochschule für Technik und Wirtschaft in Dresden über „Air Design“ und erläutert, ob der ausgewogene, kaum merkliche Vanilleduft im Supermarkt oder andere Duftkomponenten tatsächlich das Kaufverhalten beeinflussen und den Umsatz im Handel steigern.

Der Nachmittag ist dem Thema „Hören“ gewidmet. Zunächst zeigt Gerd Heinz von der Berliner Gesellschaft zur Förderung angewandter Informatik e.V., wie man mit Hilfe der von ihm entwickelten „akustischen Kamera“ Schallquellen sichtbar macht und in welchen Bereichen der Industrie dieses „virtuelle Akustiklabor“ gute Dienste leisten kann. Und zum Abschluss des Tages widmet sich Friedrich E. Blutner von der Synotec Psychoinformatik GmbH der „Wiederentdeckung des Wohlklangs“.

Weitere Informationen:
Jutta Bender
PTB-Fachbereich „ Physikalische Grundlagen“
Tel. (05 31) 592-81 01
E-Mail: jutta.bender(at)ptb.de