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IHK Braunschweig prämiert Technologietransfer der PTB

27.11.1998

Wenn eine Firma neue Märkte erobert und beachtliche Umsatzzahlen schreibt, indem sie eine technologische Entwicklung aus der Forschung zur Produktserienreife entwickelt, dann ist gelungen, was eine gesellschaftliche Forderung der Stunde ist: ein Technologietransfer. Ein überzeugendes Beispiel für einen solchen Brückenschlag zwischen Forschung und Wirtschaft ist die Kooperation der Physikalisch-Technischen Bundesanstalt (PTB) in Braunschweig mit der Firma Physik Instrumente (PI) in Waldbronn. Die Industrie- und Handelskammer (IHK) Braunschweig zeichnet hierfür Dr. Günter Wilkening von der PTB und Dr.-Ing. Xianbin Zhao (ehemals PTB-Forscher, jetzt Entwicklungsingenieur bei PI) mit dem diesjährigen Technologietransferpreis aus.

Der Technologietransfer zwischen der PTB und der Firma PI ist genau genommen ein doppelter. Zum einen wurde ein technologisches Objekt, nämlich ein „Höchstauflösender kapazitiver Wegsensor für die Mikro- und Nanotechnologie“, so die fachwissenschaftliche Bezeichnung, transferiert ‑ und dies ist auch der Grund für den jetzt verliehenen Preis. Zum anderen folgte daraufhin jedoch auch ein personeller Transfer: Dr. Zhao wechselte 1995 von der PTB, wo er im Fachbereich von Dr. Wilkening gearbeitet hatte, als Entwicklungsingenieur in die Firma PI. Bei PI setzt Dr. Zhao sein wissenschaftliches Know-how industriell um.

Die Firma PI arbeitet auf dem Gebiet der Mikro- und Nanotechnologie und stellt Produkte her, bei denen es um „Position“ und „Bewegung“ geht: PI ist international führender Hersteller diverser Positioniereinrichtungen höchster Genauigkeit, die etwa in der Halbleiterindustrie oder bei der Fertigung optischer Systeme benötigt werden. Da beispielsweise in der Computerindustrie die Strukturen auf den Chips beständig kleiner werden sollen, müssen auch die hierfür notwendigen Fertigungs- und Kontrollgeräte immer präziser arbeiten. So sind etwa die Hersteller von Festplattenlaufwerken von Computern an den höchstgenauen „Stelltischen“ von PI interessiert, um hiermit die Positionsgenauigkeit der Schreib- und Leseköpfe auf diesen Festplatten testen zu können. Die Bewegungen in diesem Mikro- und Nanokosmos müssen teilweise genauer als ein millionstel Millimeter ausgeführt werden – eine nicht geringe Anforderung.

Und an dieser Stelle kommt die Kompetenz der PTB ins Spiel: Die wissenschaftlichen und technologischen Voraussetzungen der Bundesbehörde haben den erfolgreichen Technologietranfer überhaupt errt ermöglicht. Die erforderliche Präzision, um einen solchen Sensor für die Mikrowelt zu fertigen, und die meßtechnischen Genauigkeiten, um seine Eigenschaften zu überprüfen, konnte gerade von der PTB und von keiner Industriefirma erbracht werden. Die Kooperation zwischen Forschung und Industrie war dementsprechend die logische Folge.

Solche und andere Wege des Technologietransfers sieht die PTB als eine ihrer originären Aufgaben. „Die beklagenswerte Lücke zwischen Wissenschaftsergebnissen und praktischer Nutzung“, welche die IHK gesamtgesellschaftlich konstatiert, kann also im konkreten Fall durchaus überwunden werden. Die weit 1985 verliehenen Technologietransferpreise der IHK Braunschweig sind dafür überzeugender Ausdruck. Bereits zweimal, in den Jahren 1992 und 1993, ging dieser Preis an Mitarbeiter der PTB. In diesem Jahr hat die IHK ihren Technologiepreis, der mit 20.000 DM dotiert ist, geteilt: Neben Wilkening und Zhao zeichnet die IHK die Arbeiten von Prof. Eberhard Gock der TU Clausthal zum Problem der Feinstmahlung von Roh- und Abfallstoffen aus.