Logo der Physikalisch-Technischen Bundesanstalt
Symbolbild "News"

DCF77 bleibt langfristig erhalten

Verlängerung der Vereinbarung zwischen Media Broadcast GmbH und der PTB zum Betrieb des Langwellensenders DCF77

08.11.2011

Vor ein paar Tagen erst wurde über die Signale des Langwellensenders DCF77 wieder an Millionen Funkuhren übermittelt, dass die kalten Tage kommen - die Sommerzeit endete am 30. Oktober. Aber auch in der übrigen Zeit des Jahres ist DCF77 aus der Infrastruktur unseres Landes kaum wegzudenken: Unzählige technische, wirtschaftliche und alltägliche Vorgänge benötigen die genaue Zeit und beziehen diese von DCF77. Die Zeitzeichen und die Normalfrequenz (Trägerfrequenz 77,5 kHz) werden im Auftrag der Physikalisch-Technischen Bundesanstalt (PTB) von der Firma Media Broadcast GmbH ausgesendet. Der Vertrag ist nun bis 2021 verlängert worden. Damit ist die Verfügbarkeit des DCF77 für weitere zehn Jahre vertraglich gesichert.

Sendemast von DCF77 in Mainflingen, südöstlich von Frankfurt/M.

Abbildung 2: Die aktuellen Zeitinformationen werden direkt am Standort des Langwellensenders DCF77 mit Hilfe dieser Steueranlage erzeugt. Drei kommerzielle Atomuhren geben dabei den Takt vor.

Abbildung 3: Das Sendeprogramm von DCF77: aktuelle Zeitinformationen zu Minute, Stunde, Tag, Woche, Monat und Jahr kodiert mit kurzen und langen Sekundenmarken für binäre Nullen und Einsen.

Der Langwellensender DCF 77 steht in Mainflingen bei Frankfurt und überträgt "die Zeit", die von drei kommerziellen Atomuhren stammt. Die wiederum werden von den primären Atomuhren der PTB in Braunschweig kontrolliert. DCF77 sendet eine Art "Radioprogramm", bei dem die Informationen über Stunden, Minuten usw. mithilfe von langen und kurzen Signalen kodiert werden. In jeder Sekunde wird ein Bit übertragen. In den 60 Sekundenticks einer Minute, also einer Folge von 60 Bits (auch Zeittelegramm genannt) lassen sich alle Angaben zu Minute, Stunde, Tag, Woche, Monat und Jahr unterbringen (z.B. sind für die sieben möglichen Wochentage die 3 Bits der Sekundenmarken 42 bis 44 reserviert; der Montag, als erster Tag der Woche, wird etwa mit "lang-kurz-kurz" kodiert). Damit die Funkuhr "weiß", welche Sekundenmarke gerade eben gesendet wird, muss ein Anfang des minütlichen Zeittelegramms definiert werden. Dies schafft die letzte Sekundenmarke der Minute, in der kein kurzes oder langes Signal gesendet wird, sondern einfach Stille. "Hört" die Funkuhr dieses Pausenzeichen, so beginnt mit dem nächsten Sekundentick die folgende Minute und damit ein neues Zeittelegramm.

Als in der Nacht vom 29. auf den 30. Oktober alle Funkuhren automatisch auf mitteleuropäische Zeit sprangen, so lag das an folgendem Sendeprogramm: Während der laufenden Minute 02:59 MESZ des 30. Oktober wurde die Zeitinformation 02:00 MEZ übertragen. Diese Unregelmäßigkeit in der Zeitzählung wurde zuvor eine Stunde lang mit der Sekundenmarke 16 angekündigt. Funkuhren, die solche Zusatzbits auswerten, konnten also exakt im richtigen Moment den Sprung um eine Stunde anzeigen. Armbanduhren, Wanduhren und Wecker registrieren üblicherweise nur die Unregelmäßigkeit im Zeitkode und zeigen die neue Zeit erst an, wenn anschließend mehrere Minuten lang wiederum logisch aufeinanderfolgende Zeitinformation empfangen wird. Diese Verspätung im Wechsel der Anzeige wird immer wieder registriert und in der PTB reklamiert, liegt aber ausschließlich an der Bauart der Uhren.

Der Langwellensender DCF77 ist weiterhin das wichtigste Medium zur Verbreitung der gesetzlichen Zeit, zu der die PTB nach dem Einheiten- und Zeitgesetz verpflichtet ist. Nach Informationen aus der Industrie erzielen sowohl Funkuhren für den privaten Gebrauch wie auch Systeme zur Nutzung der Zeitinformation und der Normalfrequenz weiterhin stabile - wenn auch offenbar nicht mehr wachsende - Verkaufszahlen. Die Gesamtzahl der im Jahr 2008 betriebenen Empfänger wurde in der Presse mit ca. 100 Millionen abgeschätzt. In Europa gibt es langfristig außer dem DCF77 nur den britischen Sender MSF (60 kHz); der Schweizer Sender HBG wird mangels Nachfrage Ende 2011 eingestellt.

Ansprechpartner
Dr. Andreas Bauch, PTB-Arbeitsgruppe "Zeitübertragung",
Telefon: (0531) 592-4420, E-Mail: andreas.bauch(at)ptb.de