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Jahresbericht 1995 der PTB erschienen

11.07.1996

Die Physikalisch-Technische Bundesanstalt (PTB) Braunschweig und Berlin hat ihren 327 Seiten umfassenden Jahresbericht für das Jahr 1995 vorgelegt.

Damit gibt die PTB einen Überblick über ihre umfangreiche Tätigkeit und die im Berichtsjahr erzielten Ergebnisse.
Die PTB erläutert gern Einzelheiten aus ihrer Tätigkeit. Anfragen richten Sie bitte an die:

Pressestelle der PTB
Tel.: 0531/592-3005 bis 3007
Fax.:0531/592-3008
e-mail:presse(at)ptb.de

Ggf. werden Gespräche mit Wissenschaftlern vermittelt.

Zu beziehen ist der Jahresbericht durch:
Physikalisch-Technische Bundesanstalt
Referat Schrifttum
Postfach 3345
38023 Braunschweig
e-mail: Hans-Guenter.Gillar(at)ptb.de

 


Einige interessante Daten und Informationen aus dem Jahresbericht 1995 der PTB

Höhepunkte des Jahres

Im Rahmen einer Festveranstaltung am 27. März in der PTB wurde Professor Dr. Ernst Otto Göbel vom Bundesminister für Wirtschaft, Dr. Günter Rexrodt, zum neuen Präsidenten der Physikalisch-Technischen Bundesanstalt Braunschweig und Berlin berufen.
Zuvor wurde Prof. Dr.-Ing. Dr.-Ing.E.h. Dieter Kind nach fast zwanzigjähriger Amtszeit als Präsident der PTB verabschiedet.

Die in Öffentlichkeit und Politik zunehmenden Forderungen nach dem "schlanken" Staat und nach Effizienzsteigerung öffentlicher Verwaltungen stellen auch die PTB vor neue Herausforderungen. Im Ergebnis einer Strategietagung des Leitungsgremiums der PTB wurde eine Konzeption entwickelt, um sich den veränderten Anforderungen anpassen zu können. Weiterhin wurden Kriterien erarbeitet, nach denen die Prioritäten künftiger Aufgaben festgelegt werden. Durch eine Verringerung der Zahl der Organisationseinheiten sollen größere, und damit flexiblere Strukturen erreicht werden und die Aufgabenbearbeitung noch stärker in Projektstrukturen organisiert werden.

Diese generelleThematik war auch zentrales Gesprächsthema bei zwei Besuchen von Staatssekretären des Bundeswirtschaftsministeriums in der PTB. So informierte sich der parlamentarische Staatssekretär Dr. Norbert Lammert am 23. Mai über den Leistungsstand der PTB und Staatsekretär Dr. Johannes Ludewig, gleichzeitig Beauftragter der Bundesregierung für die neuen Bundesländer, am 5. Oktober über den Beitrag der PTB beim Aufbau der gesamtdeutschen metrologischen Infrastruktur.

Im Rahmen einer verstärkten Öffentlichkeitsarbeit stellt sich die PTB seit Mitte des Jahres auch im Internet unter der Adresse www.ptb.de dar.

Am 4. und 5. Oktober fand das 125. Internationale Seminar "Quantitative Microscopy" statt. Etwa 100 Fachleute aus den Bereichen Forschung und Industrie diskutierten eine Vielzahl von Themen der Entwicklung und Anwendung mikroskopischer Methoden für die Messung geometrischer Größen. Neben der licht- und elektronenoptischen Mikroskopie wurden auch die neuesten Rastersondenverfahren behandelt.

aus dem Bereich der internationalen Zusammenarbeit:

  • Den Herausforderungen der weiteren "Europäisierung" im Bereich des gesetzlichen Meßwesens sieht sich die PTB gewachsen. Unter Einsatz z. T. erheblicher finanzieller Mittel wurden in nahezu allen Laboratorien, die Aufgaben im gesetzlich geregelten Bereich bzw. im DKD wahrnehmen, Rationalisierungs-maßnahmen umgesetzt, um die Bearbeitungszeiten und -kosten zu senken. Die Bemühungen um eine weitere Harmonisierung des Meßwesens auch auf internationaler bzw. überregionaler Ebene werden ebenfalls weltweit verstärkt.
  • Vom 9. bis 13. Oktober fand in Paris die 20. CGPM (Conférence Générale des Poids et Mesures) unter Teilnahme von Prof. Göbel, Prof. Kose und - als Präsident des CIPM (Comité International des Poids et Mesures) - Prof. Kind statt. Eines der zentralen Themen war die Diskussion über ein Modell zur Sicherstellung Internationaler Vergleichbarkeit und Rückführbarkeit.
  • Die intensive Mitarbeit des DKD in den Gremien der EAL (European Organisation for Accreditation of Laboratories), insbesondere des Komitees "Calibration and Testing Activities", dessen Leitung in den Händen des DKD liegt, wurde im Berichtsjahr erfolgreich fortgesetzt. Ziel ist die Schaffung der Grundlagen für die gegenseitige Anerkennung der Kalibrier- bzw. Prüfscheine im Rahmen eines multilateralen Übereinkommens, dem zur Zeit 12 europäische Länder angehören.
  • Hauptthemen bei der Jahrstagung des EUROMET (European Collaboration on Metrology)- Komitees am 18. und 19. Mai waren die Erarbeitung eines Leitfadens für das Qualitätsmanagement in metrologischen Staatsinstituten, die assoziierte Mitgliedschaft von Staatsinstituten aus Osteuropa und der Aufbau eines Netzwerkes zur gesicherten und konsistenten Rückführung von Meßergebnissen in Europa.

aus der Forschung:

  • Aufgrund der erheblich verbesserten Fertigungsmöglichkeiten im neuen Reinraumzentrum ist es gelungen, die Schaltkreise für Josephson-Spannungsnormale soweit zu optimieren, daß stabile Gleichspannungen von mehr als 10 Volt erzeugt werden. Anläßlich der Sitzung des beratenden Komitees für Maße und Gewichte wurde dem BIPM (Bureau International des Poids et Mesures) in Paris eine der neuen 10-V-Schaltungen aus der PTB-Fertigung überreicht.
  • Ähnlich erfolgreich ist die Situation bei der Herstellung von Proben zur Realisierung des Quanten-Hall-Effektes. Mit der Ende des Jahres in Betrieb genommenen MBE (Molecular Beam Epitaxy)-Anlage konnten bereits nach kurzer Zeit Proben hergestellt werden, die höchsten Ansprüchen genügen. An das BIPM in Paris und an das National Institute of Metrology in Peking abgegebene Proben konnten erfolgreich getestet werden.
  • Erstmals wurden internationale Vergleichsmessungen im Viskositätsbereich > 100000 mPa·s durchgeführt und Unsicherheitseinflüsse untersucht.
    Im Ergebnis konnte die Unsicherheit hochviskoser Normalproben (500000 B) von 1,3 % auf 1 % gesenkt werden.
  • Die Frequenz eines kalzium-stabilisierten Lasers wurde mit einer phasenkohärenten Frequenzmessung durch den direkten Vergleich mit dem primären Normal für Zeit und Frequenz bestimmt. Durch diese weltweit erste phasenkohärente Frequenzmessung sichtbarer Strahlung wurde die Frequenzunsicherheit um den Faktor 500 verringert. Dieser Laser repräsentiert damit gegenwärtig das optische Frequenznormal mit der am genauesten bekannten Frequenz im Sichtbaren und ermöglicht eine verbesserte Realisierung der Einheit Meter.
  • Auf dem Gebiet der Koordinatenmeßtechnik ist im Berichtsjahr eine der bisher umfangreichsten weltweiten Vergleichsmessungen, an der sich insgesamt 26 Laboratorien aus Industriebetrieben, Universitäten und metrologischen Staatsinstituten aus 15 Ländern beteiligten, abgeschlossen worden. Bei etwa 80 % der Teilnehmer stimmten die Meßergebnisse mit den Referenzwerten der PTB im Rahmen der Meßunsicherheit überein, die für die Akkreditierung als DKD-Laboratorium gefordert wird.
  • In einer über viele Jahre hinweg durchgeführten Untersuchung wurde die Feinstrukturkonstante neu bestimmt. Diese Fundamentalkonstante der Physik besitzt eine große Bedeutung für die Quantenelektrodynamik, eine der fundamentalen Theorien der heutigen Physik. Sie hat zusätzlich aber direkte praktische Bedeutung für die Aufgaben der PTB, da sie der genaueren Darstellung der Einheit Ohm dient.
  • Zusammen mit der Charité in Berlin und dem Laserzentrum Berlin-Steglitz wurde ein meßtechnisches Verfahren entwickelt, mit dem die Krebsfrüherkennung, insbesondere bei Darmkrebs, deutlich verbessert wird. Durch Fluoreszens- messungen lassen sich Krebszellen bereits im mikroskopischen Stadium erkennen und eindeutig von Zellveränderungen, die durch akute Entzündungen hervor-gerufen werden, unterscheiden.
  • An Bord der Raumsonde SOHO (Solar and Heliospheric Observatory), die am 2. Dezember 1995 erfolgreich vom Cap Canaveral gestartet wurde, befinden sich Instrumente zur Messung der solaren vakuum-ultravioletten (VUV)-Strahlung, die von der PTB mit Hilfe des Berliner Elektronenspeicherrings BESSY I kalibriert wurden. Die mit hohem Aufwand durchgeführten Kalibrierungen ermöglichen es, aus den mit SOHO gewonnenen Bildern der Sonne quantitative Ergebnisse abzuleiten, die zu einem besseren Verständnis der Sonnenatmosphäre und ihres Einflusses auf die Erdatmosphäre führen werden.

Querschnittsinformationen:

  • Im Berichtsjahr wurden insgesamt fünf Forschungsvorhaben vom Bundesministerium für Wirtschaft und 167 durch Drittmittel finanzierte Vorhaben bearbeitet sowie 15 DFG-Sachbeihilfen in Anspruch genommen.
  • 1995 wurden weitere 26 DKD-Kalibrierlaboratorien akkreditiert, eine Akkreditierung wurde zurückgezogen. Damit ist die Gesamtzahl gegenüber dem Vorjahr um 17 % auf nunmehr 168 gewachsen. Weitere 23 Anträge auf Akkreditierung liegen der DKD-Geschäftsstelle vor.
  • Die Forschungs- und Entwicklungsarbeiten der PTB werden in ca. 560 Veröffentlichungen und fast 800 Vorträgen dokumentiert. Weiterhin fanden in der PTB 93 Fachtagungen und Kolloquien statt.
  • 1995 führten die PTB-Laboratorien 8 463 Kalibrierungen und 11 427 Prüfungen auf etwa 330 Gebieten durch und nahmen113 190 Zulassungen in 72 Zulassungsarten vor. Im Rahmen gesetzlich vorgeschriebener Vergleichsmessungen wurden 5186 Dosimeter überwiegend mit Röntgenstrahlung bzw. Photonen bestrahlt.
  • Das Haushaltsvolumen der PTB betrug 1995 (in Mio DM):
  • Personalausgaben 143,5 (139,7)*
    Bau- und Geräteinvestitionen 72,2 (68,0)*
    Konsumtive Ausgaben 45,6 (44,6)*
    insgesamt: 261,3 (252,3)*

    (* Zahlen des Vorjahres)

Zu besonders wichtigen Ereignissen in der PTB hat die Pressestelle Presseinformationen herausgegeben. Eine Übersicht aller Presseinformationen ist auf Seite 30 des Jahresberichtes zu finden.