31. Mai 2023
Momentane Position der "Sonne" (Raute). Die Kreise sind die Positionen der vorherigen Blogeinträge, die schwarze Linie zeigt die grobe Strecke an, die wir gefahren sind (Kartendaten von
ggplot2).
Heute soll es das Alltagsleben hier gehen. Für die Zeit ist die "Sonne" ja sowohl unser Arbeitsplatz als auch Wohnort. Während die Besatzung in festen Schichten arbeitet, ist die Arbeit der Wissenschaft durch die Zeiten der CTD-Stationen strukturiert. Aber natürlich kann man nicht wochenlang durcharbeiten, Freizeit muss es auch geben, selbst wenn es nicht immer einfach ist, wirklich Feierabend zu machen, und die Zeiten doch sehr verschwimmen.
Wohnen
Die "Sonne" bietet recht luxuriöse Wohnbedingungen, die meisten haben Einzelkabinen mit eigenem kleinen Bad. Das ist längst nicht auf allen Forschungsschiffen so, gerade auf den älteren gibt es oft nur Doppel- und Viererkabinen. Wenn man nachts aufstehen muss, ist es aber natürlich angenehm, wenn man nicht von anderen geweckt wird, und auch ansonsten ist es schön, sein eigenes Reich zu haben. Für uns werden die Kabinen übrigens einmal die Woche geputzt.
Blick in meine Kabine...(Foto: Rieke Schäfer)
… und ins Bad (Toilette ist auch noch neben der Dusche) (Foto: Rieke Schäfer)
Jeder hat sein Namensschild an der Tür. (Foto: Rieke Schäfer)
Am Tag vor der Reinigung gibt es eine Erinnerung, damit es keiner vergisst. (Foto: Rieke Schäfer)
Ich wohne auf Deck 2, das liegt direkt auf Wasserhöhe, und wenn ich im Bett liege, kann ich die Wellen am Schiff hören. Das Schiff an sich ist so leise, dass man während der Fahrt ansonsten nur sehr wenig hört. Zum Glück ist die See auch immer noch sehr ruhig, sodass wir kaum schwanken und man es oft nur sehr wenig merkt.
Da ich gefragt wurde, wie das mit dem Waschen läuft: Es gibt Waschmaschinen und Trockner, wo jeder selber seine Wäsche waschen kann.
Waschmaschinen und Trockner (Foto: Rieke Schäfer)
Essen
Die festen Essenszeiten hatte ich ja schon erwähnt. Also jetzt ein bisschen mehr Details zum Essen selber: Mittags gibt es meist ziemlich klassisch deutsches Essen, würde ich sagen: Fleisch mit Kartoffeln und Reis oder Nudeln, dazu dann noch irgendeine Form von Gemüse. Unsere ausländischen Fahrtteilnehmer lernen auf jeden Fall kennen, in wie vielen verschiedenen Formen man Kartoffeln zubereiten kann. Abends gibt es auch immer was Warmes, zusätzlich zu Brötchen, Brot, Aufschnitt und einer reichen Salatauswahl. Wir werden reichlich versorgt und es gibt immer noch, was ich sehr erstaunlich finde, frisches Obst und Gemüse.
Trinkwasser wird aus Meerwasser aufbereitet und es gibt Wasserspender, wo man seine Flasche auffüllen kann. Besonders schick finde ich, dass das Wasser sein eigenes Logo bekommen hat.
Wasserspender (Foto: Rieke Schäfer)
Ganz schick ist, dass auf den Tischen unter der durchsichtigen Anti-Rutsch-Matte alte Seekarten liegen. Nach den Notizen auf den Karten sind es auch ehemalige tatsächlich auf der "Sonne" genutzte Karten.
Essensraum (Foto: Rieke Schäfer)
Freizeit
Seine Freizeit kann man sich natürlich so gestalten, wie man möchte. Es gibt eine Sauna und einen Fitnessraum, die rege genutzt werden. Außerdem hat sich eine tägliche Yoga-Runde gebildet. Zusätzlich wurden ein Tischtennis- und ein Tischkicker-Tournier organisiert. Eine kleine Bibliothek gibt es auch. Dort stehen neben einigen fachlichen Werken auch viele Romane. Abends wird die Bibliothek oder die Lounge auch gerne mal zum Kino.
Für das Tischkicker-Tournier haben ein paar Leute sogar einen Pokal gebastelt. (Foto: Rieke Schäfer)
Alternativ kann auch immer die Aussicht genossen werden. Das Wetter ist quasi immer warm und sonnig, das ist zumindest im Schatten mit etwas Wind ganz angenehm. Momentan gibt es leider nicht mehr so viele Tiere zu beobachten. Sowohl fliegende Fische als auch Vögel lassen sich nur vereinzelt blicken, und selbst die dauerhafte Walbeobachtung in US-amerikanischen Gewässern hat nicht eine einzige Walsichtung gebracht.
Bibliothek (Foto: Rieke Schäfer)
Lounge zum Aufenthalt. Es gibt auch einen Schrank mit Spielen. (Foto: Rieke Schäfer)
Allgemein finde ich es immer wieder erstaunlich, wie wenige Leute man sieht. Irgendwer ist immer am Arbeiten (auch nachts), und dadurch schläft auch immer irgendwo jemand, aber trotzdem verteilt sich alles doch erstaunlich.
Zeitumstellungen
Zum Abschluss noch ein paar Worte zu den Zeitumstellungen: Wir fahren ja von Osten nach Westen, und entsprechend werden die Uhren immer um eine Stunde zurück gestellt, die Tage also eine Stunde länger. Am Tag vorher wird das immer per Aushang angekündigt und hat für uns eigentlich den größten und einzigen wirklichen Einfluss auf den Zeitpunkt des Essens, da sich fast alles andere eh an den Zeitpunkten der CTD-Stationen orientiert. Bei den Wachzeiten der Besatzung wird die zusätzliche Stunde auf die drei 8-Stunden-Wachen aufgeteilt, sodass jeder 20 Minuten länger hat.
Die Zeitumstellung findet übrigens immer nachts statt, egal wann wir die Grenzen wirklich passieren. Wir brauchen uns ja um die Zeitzonen drumherum nicht wirklich zu kümmern, und nachts ist sehr viel praktischer. Bei der Datumsgrenze lief es genauso. Wir haben die zwar jetzt dreimal passiert, weil es eine Ausbuchtung gibt, aber die wurde einfach ignoriert. Freitag, der 19. Mai ist für uns dann einfach ausgefallen. Praktischerweise hat sich nur der Tag geändert, aber nicht die Uhrzeit, wir sind direkt von UTC-12 auf UTC+12 gewechselt. Bei einer der letzten Fahrten wurde das wohl nicht so gemacht, sodass sich Tag und Uhrzeit geändert hatten, was ein wenig Chaos gab.
Hier bloggt PTB-Doktorandin Rieke Schäfer von ihrer Reise mit dem Forschungsschiff "Sonne", unterwegs westlich von Südamerika auf dem Pazifik.