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Symbolbild "News"

Rhythmen

1. Mai 2023

 

Position am 1.5.2023Momentane Position der "Sonne" (Raute) während des Schreibens. Die Kreise sind die Positionen der vorherigen Blogeinträge, die schwarze Linie zeigt die grobe Strecke an, die wir gefahren sind (Kartendaten von Opens external link in new windowggplot2).


Eigentlich wollte ich heute über etwas anderes schreiben, aber jetzt spukt mir dieses Thema im Kopf herum, also müsst ihr euch noch etwas gedulden zu erfahren, was man denn für so eine Fahrt alles einpackt, und ich berichte erstmal, welche Rhythmen das Leben an Bord denn so bestimmen.


Schritte
Meine Sicherheitsschuhe (und viele andere Schuhe) quietschen auf den Kunststoffböden hier ziemlich. Aber irgendwie gewöhnt man sich ja auch daran und manchmal ist es echt praktisch, wenn man vor der Ecke schon hört, dass jemand kommt. Die Gänge hier sind nicht besonders breit und da ist eine Warnung, dass wer um die Ecke kommt, gar nicht schlecht.


Wellen
Wellen sind vermutlich eine der ersten Sachen, woran man so denkt, wenn man an Schiffe und Meer denkt. Wir haben bisher großes Glück und es schaukelt immer nur leicht und recht angenehm. Da wird man geradezu in den Schlaf geschaukelt.


Neigungswinkel
Ich habe gerade mal mit meinem Handy den Neigungswinkel zur Seite aufgezeichnet. Man kann die Wellen sehr schön sehen und auch dass die Bewegung nicht gleichmäßig ist. (Abb.: Rieke Schäfer)


Ganz interessant finde ich, dass man oft eine Weile fast keine Wellen merkt und dann eine besonders stark. Es ist meist auch hauptsächlich ein Schaukeln nach rechts und links, weniger nach vorne und hinten.


Essenszeiten
Essen ist natürlich wichtig, sonst geht ja nichts anderes. Wir werden hier echt gut versorgt und die festen Essenszeiten sorgen für Struktur im Tag. Die Zeiten sind jeden Tag gleich:

  • 7 Uhr bis 8 Uhr: Frühstück
  • 10 Uhr bis 10.15 Uhr: Kaffeepause
  • 11.30 Uhr bis 12.30 Uhr: Mittagessen
  • 15 Uhr bis 15.15 Uhr: Kaffeepause mit Kuchen
  • 17.30 Uhrbis 18.30 Uhr: Abendessen

 

Kaffeepause
Kaffeepause (bzw. in meinem Fall Teepause) mit Ausblick (Foto: Rieke Schäfer)


Durch diese festen Zeiten ergibt sich ein ganz guter Rhythmus, in dem man dann andere fest geplante Dinge unterbringen kann. Ich nehme zum Beispiel eine Probe vor dem Frühstück und die zweite nach dem Abendessen. Bei anderen, die häufiger Proben nehmen müssen, kriegen die Proben dann durchaus auch Spitznamen wie „Nach-dem-Kuchen-Probe“ während der Planung, wer wann was macht.


CTD-Stationen
Nicht so regelmäßig wie das Essen, aber mindestens genauso prägend sind die Zeiten der CTD-Stationen. Auf Station liegen wir dann immer einige Stunden auf einer Stelle, und beide CTDs werden durch die komplette Wassersäule gefahren (mehr Details dazu später mal). Momentan haben wir immer etwa 20 Stunden Fahrtzeit zwischen den Stationen, was sehr viel angenehmer ist als die wenigen Stunden in den ersten paar Tagen. Insbesondere für alle, die Proben aus der CTD verarbeiten müssen, sind die Pausen dazwischen wichtig. 20 Stunden Fahrtzeit und mehrere Stunden liegen bedeutet aber auch, dass sich der Zeitpunkt der Stationen jeden Tag ändert und alle zusehen, dass sie um ihre unterschiedlichen Pflichten drumherum schlafen.


Die bisherigen CTD-Stationen auf dem Globus eingezeichnet
Die bisherigen CTD-Stationen (orange Punkte). Wie man sieht, waren die Stationen zu Beginn näher zusammen und liegen jetzt in einem recht gleichmäßigen Abstand direkt auf dem Äquator (Idee, Umsetzung und Foto von Andreas Schürmann).


Essen
Das Essen gibt nicht nur tägliche, sondern auch wöchentliche Rhythmen. Während die CTDs jeden Tag unabhängig vom Wochentag gleich sind (wenn auch immer zu anderen Uhrzeiten und mit etwas anderen Proben), gibt es beim Essen wöchentlich wiederholende Themen. Zum Beispiel gibt es ganz klassisch freitags Fisch. Am Samstag scheint es immer eine Suppe oder Eintopf zu geben und am Sonntagmorgen wird’s bayrisch mit Weißwürsten und Brezeln.

Diese Essensthemen geben einem zumindest etwas ein Zeitgefühl und Struktur in der Woche. Ansonsten verschwimmt alles doch irgendwie, und es ist nicht immer einfach, den Überblick zu behalten, welcher Tag eigentlich gerade ist.


Fahrten
Für alle, die häufiger unterwegs sind, strukturieren die einzelnen Fahrten das Jahr quasi in Abschnitte. Für die Besatzung ist das natürlich besonders der Fall, aber auch von den Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern sind einige mehrmals im Jahr unterwegs. Diese Fahrt mit 50 Tagen auf See ist aber ungewöhnlich lang, meistens sind sie kürzer.

Und mit jeder Fahrt ändert sich die Zusammensetzung der Menschen an Bord und der Fokus der Forschung. Wenn das Schiff erzählen könnte, wie es in seinem Leben zugeht, dann hätte es sicherlich viel zu berichten von Fahrten mit völlig unterschiedlichen Fragestellungen, die dann jeweils wieder bestimmen, wie der Tagesrhythmus an Bord aussieht.


Die Gruppe
Ein Großteil der wissenschaftlichen Mannschaft dieser Fahrt auf dem Peildeck (Foto:Till Müller)

 

Hier bloggt PTB-Doktorandin Opens local program for sending emailRieke Schäfer von ihrer Reise mit dem Forschungsschiff "Sonne", unterwegs westlich von Südamerika auf dem Pazifik.