4. Mai 2023
Momentane Position der Sonne (Raute) während des Schreibens. Die Kreise sind die Positionen der vorherigen Blogeinträge, die schwarze Linie zeigt die grobe Strecke an, die wir gefahren sind (Kartendaten von
ggplot2).
Während sich einige Bereiche der Laborarbeit quasi nicht von Laboren an Land unterscheiden, sind andere ganz anders, weil das Schiff eine völlig andere Umgebung bietet. Wie an Land gibt es Sicherheitsmaßnahmen, was Schutzausrüstung und Chemikalienlagerung angeht. Jedes Labor hat zum Beispiel eine Liste, welche Gefahrstoffe wo gelagert werden. Und es gibt sogar Reinräume.
Anders als in festen Laboren an Land – und vielleicht noch am ehesten vergleichbar mit anderen mobilen Aufbauten – muss man aber sein ganzes Labor mitbringen. Das Schiff bietet halt nur die Basis (Tische und Waschbecken und Steckdosen im Grunde), auf der aufbauend man sich so einrichtet, wie man es für seine Forschung braucht. Wenn man was vergessen hat, ist es halt doof: Nachkaufen geht ja nicht. Da bleibt dann nur zu finden/zu basteln oder jemanden anderen zu haben, der das entbehren kann, was einem fehlt.
Basteln und Improvisieren gehört dazu. Wenn irgendwas kaputt geht, bleibt halt oft nur, es mit Panzertape, Kabelbinder, Parafilm (und was man sonst so findet) wieder zu flicken.
Nach einer Weile war die Verbindung zwischen dünnem und dickem Schlauch nicht mehr dicht, also musste eine Lösung her. Diese Konstruktion aus Kabelbinder und Parafilm tut schon einige Tage ihren Dienst. (Nachtrag: Sowas sollte ich wohl nicht schreiben, jetzt war es wieder undicht und ich musste den ganzen Schlauch ersetzen.)(Foto: Rieke Schäfer)
Leere Flaschen eignen sich wunderbar als Becherglas.(Foto: Rieke Schäfer)
Alles muss gut befestigt werden, damit es nicht wegrutscht. Je nachdem, was man befestigen möchte, ist das relativ einfach oder man muss sich mehr oder weniger komplexe Konstruktionen ausdenken. Außerdem muss man bedenken, welche Dinge auf keinen Fall nass werden dürfen, und entsprechend eine sichere Entfernung einplanen. Salzwasser ist ziemlich ungünstig für elektrische Geräte. Je nachdem, was man macht, hat man reichlich Wasser, das auch nicht immer genau dort bleibt, wo es bleiben soll (aber übrigens geht das Papier von Parafilm viel besser ab, wenn einem die Rolle nass geworden ist …).
Ausrüstung, Wasser und Befestigung sind jetzt vielleicht die noch eher offensichtlichen Dinge. Aber es gibt auch „kleinere“, jedoch sehr grundlegende Dinge, um die man sich in einem festen Labor keine Gedanken zu machen braucht. Zum einen ist das die Zeit. Wir bewegen uns ja die ganze Zeit westlich, und alle paar Tage wechseln wir die Zeitzone. Wenn man da die Daten in jeweiliger Ortszeit aufschreibt, wird das schnell sehr, sehr verwirrend. Deshalb laufen alle Messungen unter UTC. Ich mache zum Beispiel auch meine Labornotizen mit UTC, damit man die später besser zuordnen kann. Zum anderen, und das ist für die Messungen an sich gegebenenfalls sehr entscheidend, schwankt und vibriert das Schiff viel zu stark, um Waagen nutzen zu können. Deshalb wird in den Methoden auf dem Schiff in der Regel alles volumetrisch mit Pipetten, Spritzen oder ähnlichem abgemessen.
Vieles andere ist aber wie an Land, insbesondere Probleme, die man sich einfach nicht erklären kann. Alles läuft super – und plötzlich will irgendwas nicht mehr und man sitzt davor und versteht es einfach nicht. In den Pausen ist es auch oft Thema, was jetzt schon wieder nicht funktioniert, gerade bei einigen Aufbauten, die schon die ganze Zeit immer neue Probleme machen.
Bei dieser Fahrt haben wir großes Glück, dass das Meer so ruhig ist und die "Sonne" kaum schwankt. Dadurch fühlt sich die Arbeit an sich nicht so anders als an Land an. Aber wenn man mehr Seegang hat, kommt natürlich noch dazu, dass man sich ja selber trotz schwankenden Bodens sicher bewegen muss.
Sonnenuntergang zur Entspannung nach dem Labor (Foto: Rieke Schäfer)
Und zum Schluss folgen ein paar Links, die zwar nicht direkt etwas mit Labor zu tun haben, aber vielleicht interessant sind:
Unter https://www.oceanblogs.org/so298/ findet man den Blog zur Fahrt vom Geomar, allerdings nur auf Englisch. Dort werden auch die einzelnen Forschungsschwerpunkte von den jeweiligen Gruppen selber detailliert dargestellt.
Die aktuelle Position der Sonne kann man immer unter https://www.hamburg.de/fs-sonne-position/ abrufen – falls es jemanden interessiert, wo genau ich immer gerade bin.
Und wer einfach mal ein bisschen Ozean und Atmosphäre erkunden möchte, mit Strömungen, Temperaturen und vielem mehr, dem kann ich diesen digitalen Globus empfehlen: https://earth.nullschool.net/. Momentan haben wir eine Strömung gegen uns, die kann man da sehen. Was ich auch ganz interessant finde, ist das Band etwas „kühleren“ Wassers (immer noch 27 °C bis 28 °C!) am Äquator im Vergleich zu den Regionen ober- und unterhalb.
Screenshot von https://earth.nullschool.net/, wo man die Strömung und die etwas kühlere Zone am Äquator sieht. Die Farbe entspricht der Wasseroberflächentemperatur (rot = warm, lila = noch wärmer).
Hier bloggt PTB-Doktorandin Rieke Schäfer von ihrer Reise mit dem Forschungsschiff "Sonne", unterwegs westlich von Südamerika auf dem Pazifik.