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Mit Metrologie in die Zukunft - Herausforderung Medizin

Diagnostik und Therapie

Wenn das MRT-Gerät selbst auswertet

gewebespezifische Relaxationszeit
In der MRT dient die gewebespezifische Relaxationszeit T1 als quantitativer Marker. T1 beschreibt das zeitliche Verhalten der Kernspins nach der Anregung mit einem magnetischen Wechselfeld. Abbildung: T1-Karten des Herzens eines gesunden Probanden und eines Patienten

Die meisten MRT-Aufnahmen liefern qualitative Informationen. Sie brauchen das geschulte Auge des Radiologen, der Kontrastunterschiede erkennt und auf krankhaft veränderte Gewebeeigenschaften schließt. Bei der quantitativen Bildgebung dagegen ermittelt das Gerät selbst biophysikalische Parameter (z. B. die Geschwindigkeit des Blutflusses), die direkt für die objektive Bestimmung von Krankheiten genutzt werden können. Dies verbessert die Vergleichbarkeit von Untersuchungsergebnissen und erlaubt die Zusammenführung von Daten für multizentrale Studien. Quantitative MRT ist weltweit ein Trend in der Radiologie; große internationale Gesellschaften haben in den vergangenen Jahren Initiativen ins Leben gerufen, um diese Entwicklung zu unterstützen. Quantitative MRT spielt auch eine Rolle bei den Untersuchungen im Rahmen der NAKO-Gesundheitsstudie, Deutschlands größter Kohortenstudie, bei der 200 000 Menschen zwischen 20 und 69 Jahren zu ihren Lebensumständen und ihrer Krankheitsgeschichte befragt und medizinisch untersucht werden. An der Schnittstelle zwischen Industrie und klinischer Anwendung, in enger Kooperation mit Kliniken und MRT-Geräteherstellern, arbeitet die PTB daran, quantitative MRT-Aufnahmeverfahren noch genauer und verlässlicher zu machen. Beispiele sind die Entwicklung schnellerer Scans für 4-d-Flow-MRT, mit denen die quantitative Blutflussgeschwindigkeit während des Herzzyklus ermittelt werden kann, oder die Bestimmung der gewebespezifischen Relaxationszeit T1 zur Diagnose von Herzmuskelerkrankungen. Auch das Problem der Organbewegungen während der Atmung ist inzwischen gelöst. Jetzt werden die Atembewegungen des Patienten sehr genau erfasst und Bewegungsartefakte in den MRT-Bildern korrigiert. Damit sind genaue quantitative Einschätzungen etwa von Lebertumoren möglich, wobei der Patient während der Untersuchung frei atmen kann. In Zukunft wird quantitative MRT zunehmend von Bedeutung für die MR-geführte Strahlentherapie sein, ein noch recht neues und stark wachsendes Feld.

 

Beteiligter Fachbereich

Opens internal link in current window8.1 Biomedizinische Magnetresonanz