Logo der Physikalisch-Technischen Bundesanstalt
Mit Metrologie in die Zukunft - Herausforderung Energie

Kalibrierung digitaler Elektrizitätszähler

Verifikation von abtastenden Elektrizitätszählern

PTB-News 1.2023
12.01.2023
Besonders interessant für

Metrologieinstitute

Kalibrierlaboratorien

Hersteller von Elektrizitätszählern

Um die Stabilität zukünftiger elektrischer Verteilungs- und Übertragungsnetze zu gewährleisten, werden echtzeitfähige Steuerungs- und Überwachungssysteme benötigt. Dazu gehört auch eine metrologisch bewertete Messtechnik für die präzise und zeitlich hochaufgelöste Erfassung der Energieflüsse, die für die Abrechnung von Energiekosten relevant sind. Die dafür erforderliche Messtechnik kann zukünftig auf digitalen, also abtast-(„Sampled Value“, SV-) basierten Technologien beruhen, wobei die zugehörigen Hochspannungssensoren und die nachgeschaltete Messelektronik zeitlich hochgenau synchronisiert sein müssen. Für die Verifikation der SV-basierten Elektrizitätszähler hat die PTB einen Messaufbau entwickelt, der auf einem als Kalibrator dienenden SV-Protokollgenerator beruht.

Neu entwickelter SV-Generator der PTB (links) und ein über Ethernetkabel angeschlossener kommerzieller Energiezähler (rechts)

Die PTB ist in Deutschland zuständig für die metrologische Rückführung von Messgeräten in Hochspannungsnetzen. Sie stellt sicher, dass die übertragene Energie durch entsprechende Messgeräte richtig erfasst wird, indem sie Messgeräte auf nationale Normale rückführt.

Der neu entwickelte Kalibrieraufbau beruht auf einen SV-Generator, der es erlaubt, emulierte hohe Wechselspannungen (oder -ströme) zeitlich synchronisiert und normgerecht gemäß Netzwerkprotokoll IEC 61850-9-2 LE an einen zu verifizierenden Elektrizitätszähler zu übertragen. Dabei sind die Abtastraten, also die zeitlichen Auflösungen der abgetasteten Messwerte, zwischen 4000 und 14 400 Samples pro Sekunde durch das Netzwerkprotokoll vorgegeben. Im Kalibrieraufbau für SV-basierte Messgeräte ersetzt der Generator dann die digitalen Messwandler.

Die Software zur Steuerung des SV-Generators umfasst im Wesentlichen die Funktion der SV-Kurvenformerzeugung, die Ablaufsteuerung des Messprotokolls und die Leistungs- bzw. Energieberechnung. Die erzeugten Spannungs- und Stromsignale bilden dabei den Leistungs- und Energiefluss eines Dreiphasen-Netzes nach. Daraus werden Referenzleistung und -energie für die Kalibrierung berechnet.

Derzeit bereitet die International Electrotechnical Commission (IEC) eine spezielle Norm für digitale Elektrizitätszähler vor (IEC TS 62053-25 ED1). Für die Ausarbeitung eines Prüfplans für einen zu kalibrierenden Elektrizitätszähler hat die PTB daher zunächst die bereits existierende Norm IEC 62053-22 für statische elektronische Wirkverbrauchszähler der Genauigkeitsklassen 0,1 S bis 0,5 S herangezogen. Unter Verwendung des neu entwickelten Aufbaus konnte damit ein erster verfügbarer kommerzieller digitaler Energiezähler der Genauigkeitsklasse 0,2 S eines europäischen Herstellers bei der Netzfrequenz von 50 Hz, einer Nennspannung von 100 kV und bei einem Nennstrom von 1000 A getestet werden. Die gemäß erarbeitetem Prüfplan durchgeführten Messungen haben gezeigt, dass die Messabweichungen des Energiezählers für die Messgröße „Wirkenergie“ eine Größenordnung unterhalb der Toleranzgrenzen liegen, die durch die Genauigkeitsklasse des Zählers definiert ist.

Im Hinblick auf die zu erwartende Änderung der Normungslage in den nächsten Jahren wird der Messplatz diesen zukünftigen Anforderungen stetig angepasst. Darüber hinaus wird in näherer Zukunft die effizientere Auslesung der Zählerstandsdaten mittels einer optischen Schnittstelle in die Bewertung übernommen.

Ansprechpartner

Enrico Mohns
Fachbereich 2.3
Elektrische Energiemesstechnik
Telefon: (0531) 592-2300
Opens local program for sending emailenrico.mohns(at)ptb.de

Wissenschaftliche Veröffentlichung

Y. Chen, E. Mohns, M. Seckelmann, S. de Rose: Precise amplitude and phase determination using resampling algorithms for calibrating Sampled Value instruments. Sensors 20, 7345 (2020)

Opens external link in new windowdoi: https://doi.org/10.3390/s20247345