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In Lateinamerika gemessen, weltweit akzeptiert?

12.09.2003

Kalibrierlaboratorien treffen sich zum Fachaustausch mit dem Deutschen Kalibrierdienst in Santiago de Chile.

Ist „ein Kilogramm“ gleich „un kilogramo“ gleich „um quilograma“? Sprachlich ist das „lateinamerikanische Kilogramm“ dem deutschen nicht unähnlich. Doch wie sieht es mit der Messung aus? Treten hier und bei anderen Messgrößen Unterschiede auf, stehen Handelspartner vor echten Problemen, denn ein internationaler Handel verlangt eine international akzeptierte Messtechnik. Und so sind auch zahlreiche Mess- und Prüflaboratorien Lateinamerikas direkt mit messtechnischem Know-how aus Deutschland verknüpft. In diesem Zusammenhang findet vom 22. bis 26. September in Santiago de Chile ein Fachtreffen aller Beteiligten statt: Experten aus Lateinamerika treffen sich mit der Akkreditierungsstelle des Deutschen Kalibrierdienstes (DKD) zum fachlichen Austausch.

„In Lateinamerika gemessen, weltweit akzeptiert?“ Diese Frage verdient ein bedingtes „Ja“. Die Bedingung: Das Labor, das die Messung ausführt, muss über eine international anerkannte Kompetenz verfügen – das Labor muss entsprechend akkreditiert sein. Der Deutsche Kalibrierdienst (DKD) kann, nach sorgfältiger Prüfung, eine solche Akkreditierung aussprechen und hat dies bis heute für Laboratorien in Argentinien, Brasilien, Chile, Jamaika, Peru und Uruguay getan. Deren DKD-Kalibrierscheine werden dann nicht nur in Deutschland, sondern weltweit anerkannt. Zum Fachaustausch mit der Akkreditierungsstelle des DKD in Santiago de Chile kommen nun Vertreter der DKD-Laboratorien aus Argentinien, Brasilien, Chile, Jamaika, Peru, Uruguay und Thailand sowie als Gäste Vertreter der nationalen Metrologieinstitute aus Bolivien, Ecuador, Kolumbien und Venezuela. Per Videokonferenz sollen Fachexperten der Physikalisch-Technischen Bundesanstalt (PTB) zugeschaltet werden.

Mittelfristig soll die DKD-Akkreditierung dieser lateinamerikanischen Kalibrierlaboratorien durch Akkreditierungen der jeweils nationalen Stellen ersetzt werden. Als Vorbedingung dafür müssen jedoch die jeweiligen nationalen Akkreditierer ihrerseits international anerkannt sein. Bisher ist dies lediglich für Brasilien der Fall. Zur weiteren Förderung der internationalen Anerkennung treffen sich ebenfalls in Santiago de Chile die nationalen Akkreditierer mit dem DKD zur Erörterung akkreditierungsspezifischer Fragen.

Dieser Fach- und Erfahrungsaustausch wird im Rahmen der deutschen Technischen Zusammenarbeit unterstützt. Ziel ist es, die Länder soweit zu fördern, dass ihnen aus eigener Kraft der Anschluss an die internationalen Standards der Messtechnik gelingt. Die Physikalisch-Technische Bundesanstalt (PTB) führt im Auftrag des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) Projekte zur Unterstützung des Aufbaus der Nationalen Metrologieinstitute und Kalibrierlaboratorien sowie der nationalen Akkreditierstellen in Lateinamerika durch.

Dadurch soll der Zugang insbesondere für kleine und mittlere Unternehmen zu einer kompetenten und international anerkannten Qualitätsinfrastruktur möglich gemacht werden. Damit trägt Deutschland zu einer nachhaltigen Entwicklung bei: Die positiven Wirkungen von gemeinsamen Märkten und Freihandelsabkommen auf Wirtschafts-entwicklung und Beschäftigung sollen allen involvierten Handelspartnern – Ländern und Regionen – zu Gute kommen.