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Erfolgreiches Miteinander: die PTB und die deutsche Waagenindustrie

08.09.2003

25-jähriges Jubiläum der gemeinsamen Fachtagung „AWA-PTB-Gespräch“

Die Wägetechnik begleitet jeden Menschen auf Schritt und Tritt. Sichtbar im Badezimmer oder beim Einkauf im Supermarkt. Unsichtbar für den, der eine Fertigpackung Mehl aus dem Regal nimmt oder in ein modernes Auto steigt, das eine ganze Reihe von Wägesensoren enthält. Dass sich im Wirtschaftsleben jeder auf die Ergebnisse von Wägungen verlassen kann, dafür sorgen die deutsche Waagenindustrie, die Physikalisch-Technische Bundesanstalt (PTB) in Braunschweig und die Eichämter. Ihre jährliche gemeinsame Fachtagung, das AWA-PTB-Gespräch, findet in diesem Jahr bereits zum 25. Mal statt. Die Tagung am 17. und 18. September in Berlin unter dem Motto „Metrologie in der Wägetechnik, Gestern – Heute – Morgen“ markiert ein Kapitel besonders erfolgreicher Zusammenarbeit zwischen Industrie und Behörden.

In die letzten 25 Jahre fiel nicht nur die heiße Phase der Umstellung von der Mechanik zur Elektronik im Waagenbau, sondern auch die wirtschaftliche Gestaltung der Europäischen Union mit ihren weitreichenden Folgen für den freien, internationalen Handel mit seinen riesigen Warenströmen, die korrekt gemessen und gewogen werden müssen. In dieser Zeit waren die Arbeitsgemeinschaft Waagen (AWA) im VDMA zusammen mit der PTB überaus erfolgreich. Gemeinsam sorgten sie in internationalen Gremien – oft federführend – für eine Modernisierung der technischen und gesetzlichen Grundlagen in der Wägetechnik, um damit den Welthandel von nationalen Schranken und Grenzen zu befreien.

Waagen sind erstaunliche Alleskönner geworden: Sie werden heutzutage in fast allen Wirtschaftszweigen – wie in der Chemie, Pharmazie, Verfahrenstechnik, Kunststoff- und Gummiindustrie, Mineralölwirtschaft, Bauwirtschaft, im Transportwesen, Gesundheitswesen, im Groß- und Einzelhandel – eingesetzt. Was moderne Waagen so attraktiv macht, ist ihre hohe Genauigkeit, Bedienerfreundlichkeit, Robustheit und Systemfähigkeit bei relativ günstigem Preis. Auch die riesige Spanne vom Wägen des kleinsten Staubkorns – des Forschens im Bereich weniger Milliardstel eines Gramms – bis hin zum Verwiegen ganzer Schiffsladungen im Tonnen-Bereich hat einen hohen Verbreitungsgrad der Waage in unserer technisierten Welt bewirkt. Wägetechnische Prozesse laufen heute unter garantierten Qualitätsbedingungen vollautomatisch ab und steuern den Produktionsfluss ganzer Fabriken. Die deutsche Wägetechnik ist hier für beste Qualität und zuverlässigen Service bekannt.

Deutschland behauptet seit Beginn der Industrialisierung traditionell einen Spitzenplatz in der Wägetechnologie. Viele Zukunftstechnologien und Basiserfindungen haben ihren Ursprung in Deutschland. Mit einem Welthandelsanteil von rund 30 % liegt die deutsche Waagenindustrie unangefochten an der Weltspitze. Dann folgen mit großem Abstand die USA (12 %), Japan (11 %), die Schweiz (11 %) und Großbritannien (9 %). In der EU bedient die deutsche Waagenindustrie mehr als die Hälfte des gesamten europäischen Marktes.

Korrekte Wägungen sind vor allem dann wichtig, wenn der Preis über das Gewicht ermittelt wird. Dies betrifft den privaten Benutzer beim Lebensmitteleinkauf genauso wie den Industriebetrieb, der seine Rohstoffe in oft sehr großen Mengen über das Gewicht abrechnet. Damit alles seine Richtigkeit hat – im Sinne von Verbraucherschutz und fairem Wettbewerb – müssen diese Waagen amtlich geeicht sein. Hier trifft der Staat Vorsorge mit dem Eichgesetz und zahlreichen nachgeordneten Verordnungen, Vorschriften und technischen Regelwerken. Die Bundesbehörde PTB erteilt über Bauartzulassungen das Prädikat „eichfähige Waage“. Sie wirkt darüber hinaus maßgeblich an der Gestaltung der gesetzlichen Anforderungen im nationalen, europäischen und internationalen Bereich mit und hat im Interesse der deutschen Waagenindustrie weltweit eine Reihe von Gegenseitigkeitsabkommen mit anderen Staaten, wie z. B. Japan und China, zur Anerkennung von Bauartzulassungen initiiert. Die Durchführung der gesetzlich vorgegebenen Maßnahmen obliegt in Deutschland den einzelnen Bundesländern. Sie bewerkstelligen den praktischen Vollzug des Eichens und Nacheichens über die regionalen Eichämter.

Die Zusammenarbeit der deutschen Waagenindustrie mit PTB und Eichbehörden steht vor neuen großen Aufgaben und Herausforderungen. In Kürze wird die EU die neue europäische Messgeräterichtlinie (MID) verabschieden, die entscheidende Änderungen mit dem Ziel der Deregulierung, dem Abbau von Handelshemmnissen und der Stärkung der Herstellerverantwortung mit sich bringen wird. Eine gute Zusammenarbeit aller Beteiligten wird nötiger sein denn je, um auch in Zeiten knapper werdender Ressourcen und größeren Wettbewerbsdrucks die gemeinsame Zielsetzung nicht aus dem Auge zu verlieren: Fairer Handel, innovative Produkte und Waagen, auf die sich jeder verlassen kann.

Weitere Informationen:
Dr. Roman Schwartz
PTB-Fachbereich „Masse“
Telefon: (05 31) 592-1100
E-Mail: roman.schwartz(at)ptb.de