Weltsprache der Maße
Der Weltmetrologietag erinnert an die große Leistung der „Universalsprache“ bei Messungen – diesjähriges Motto: „Messungen für die Gesundheit“
Im Mittelalter war es normal: Wollte etwa ein Tuchproduzent seine Waren im Nachbar-Herzogtum verkaufen, musste er sich mit dem Käufer erstmal darüber einigen, welche Elle denn nun benutzt werden sollt. Der Flickenteppich der unterschiedlichsten Einheiten – die sich auch nicht so ohne Weiteres ineinander umrechnen ließen – machte den Handel und damit eine wirtschaftliche Entwicklung sehr schwer. Das änderte sich, als nach der Französischen Revolution die beiden ersten einheitlichen, metrischen Einheiten ihren Siegeszug antraten: Meter und Kilogramm. Aber richtig international wurden sie erst knapp hundert Jahre später mit der Meterkonvention von 1875. Mit ihr wurde das metrische System, in dem man so praktisch mit Nullen und Zehnen rechnen kann, zu einer universellen Sprache, die seit 1960 das Internationale Einheitensystem (SI) mit einbezog.
Nur noch selten blitzte danach die Erkenntnis auf, dass all dies eine Errungenschaft und durchaus nicht selbstverständlich war. So etwa nach der Deutschen Einheit, als Ärzte in Deutschland-West und Deutschland-Ost mit Erstaunen feststellen mussten, dass sie in einer Art babylonischer Sprachverwirrung gelandet waren: In beiden Teilen Deutschlands waren sie gewohnt, Konzentrationen von Stoffen im Blut oder Urin in SI-Einheiten anzugeben. Aber in der DDR hieß die Einheit „Millimol pro Liter“ und in der Bundesrepublik „Milligramm pro Deziliter“. Tauschte man sich nun mit einem anderen Arzt oder Labormediziner aus, ohne explizit die Einheit mit anzugeben, konnte es zu gefährlichen Verwirrungen kommen. Gewohnheiten sind langlebig, und so beklagte sich noch 2004, immerhin 13 Jahre nach der Wiedervereinigung, ein Arzt im Deutschen Ärzteblatt darüber, dass bei Laborwerten „ohne Umrechnungstabelle nichts läuft“. Aber das ist lange her; heute dürfte die Einheit auch hier längst erreicht sein.
Aus Anlass des Weltmetrologietages bietet die PTB auf ihrer Website ein kurzweiliges Quiz zum Thema „Gesundheit messen“ an – für Lehrer, Schüler und alle, die gerne quizzen.
Außerdem gibt es einige Erklärvideos, produziert von PTB-Wissenschaftlern zusammen mit internationalen Forscherkollegen:
Warum ist Rückführbarkeit in der Laboratoriumsmedizin so wichtig? Antworten dazu liefern einige englischsprachige Videos auf dem YouTube-Kanal des Internationalen Büros für Maß und Gewicht (BIPM) (Und hier ist der direkte Link zum Beitrag des Europäischen Metrologie-Netzwerks "TracelabMed". Dieses EURAMET-Netzwerk wird durch die PTB koordiniert (Chair Dr. Rainer Stosch).
Wie lassen sich Biomarker oder Virusproteine quantifizieren? Antworten liefern drei englischsprachige Videos zu aktuellen Forschungsprojekten des Fachbereichs 3.2 Biochemie, zu finden auf der Webseite des Fachbereichs.
es/ptb