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Ein Kompaktverfahren zur Bestimmung des Trittschallverbesserungsmaßes

Kategorien:
  • Metrologie für die Wirtschaft
30.09.2009

Die Ermittlung des Trittschallverbesserungsmaßes war bisher durch die Verwendung eines bauakustischen Deckenprüfstands bestehend aus zwei übereinander liegenden Räumen von je 50 m³ sehr aufwändig. Bei einem an der PTB im Rahmen eines AiF-Projekts neu entwickelten Kompaktverfahren wird die gesamte Zweiraumanordnung durch einen Messaufbau von der Größe eines Schreibtischs ersetzt.

Die akustischen Eigenschaften von Bodenbelägen werden durch das Trittschallverbesserungsmaß beschrieben. Seine Messung ist in der Norm DIN EN ISO 140-8 geregelt und erfordert den Einsatz eines speziellen Prüfstands. Dieser besteht aus zwei Räumen, die jeweils ein Volumen von ca. 50 m³ aufweisen. Sie sind durch eine ca. 16 cm starke und ca. 20 m² große Betondecke voneinander getrennt. Gemessen wird der Schalldruckpegel im unteren Raum bei Anregung der Decke mit einem Trittschall-Normhammerwerk. Es sind zwei Messungen erforderlich, eine mit und eine ohne Deckenauflage. Aus der Differenz der beiden Schalldruckpegel wird das Trittschallverbesserungsmaß nach DIN EN ISO 717-2 berechnet.

Für ihre Qualitätssicherung und Produktentwicklung haben die Hersteller von Bodenbelägen großes Interesse, über eigene Messmöglichkeiten zu verfügen. Der Aufwand ist jedoch für die meist kleinen und mittelständischen Unternehmen unangemessen groß. Um hier Abhilfe zu schaffen, wurde von der PTB gemeinsam mit dem Forschungsinstitut für Leder und Kunststoffbahnen (FILK) ein von der Arbeitsgemeinschaft industrieller Forschungsvereinigungen (AiF) finanziertes Forschungsprojekt durchgeführt. Das Hauptergebnis dieses Projekts ist ein Kompaktmessverfahren für Trittschall (KOMET), mit dem man Verbesserungsmaße für lokal reagierende Bodenbeläge bestimmen kann.

Der gewählte Aufbau besteht aus einer Betonplatte mit den Maßen 1,2 m x 0,8 m x 0,2 m, die in einem Stahlgestell im Euro-Format schwingungsisoliert gelagert ist. Dieser schreibtischgroße Aufbau ersetzt die gesamte Zweiraumanordnung. In Analogie zum derzeit genormten Verfahren wird für die Anregung ein Trittschall-Normhammerwerk verwendet, und es werden zwei Messungen durchgeführt, einmal mit und einmal ohne Bodenbelag auf der Betondecke. Anstelle des Schalldruckpegels im Empfangsraum wird jedoch die Beschleunigung oder Schnelle auf der Unterseite der Betonplatte gemessen. Die Differenz der mittleren Beschleunigungen oder Schnellen kann nach DIN EN ISO 717-2 ausgewertet werden. Es ergeben sich kaum Unterschiede zwischen beiden Verfahren für Bodenbeläge mit einer lokalen elastischen Wirkung wie PVC, Teppich und Linoleum (Abbildung 1). Laminat zeigt größere Abweichungen da es sich hierbei um einen nicht lokal reagierenden Belag handelt. Insgesamt sind die beobachteten Abweichungen relativ gering verglichen mit den Unsicherheiten in der Bauakustik, die oft Werte von einigen dB erreichen. Mit diesen sehr guten Ergebnissen wurde das Projekt erfolgreich abgeschlossen. Das Kompakt-Messverfahren wurde als Vorschlag in die Normung eingebracht. Erste Bodenbelagshersteller zeigen Interesse am Erwerb eines Kompakt-Messplatzes. Ein Folgeprojekt ist in Vorbereitung, um einen kompakten Messplatz auch für Holzbalkendecken zu entwickeln.

Trittschallverbesserungsmaße ?<i>L</i><sub>w</sub> auf einer Betondecke: KOMET gegenüber ISO Verfahren

Bild 1: Trittschallverbesserungsmaße ?Lw auf einer Betondecke: KOMET gegenüber ISO Verfahren

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