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Messverfahren für Gehgeräusche von Bodenbelägen durch Ringversuch bestätigt

06.03.2015

Wenn Fußböden in Gebäuden von Personen begangen werden, entsteht Lärm. Die Hersteller von Bodenbelägen sind daran interessiert, ihre Produkte mit einem Wert zu kennzeichnen, der besagt, wie laut eine Decke ist, die mit deren Bodenbelag versehen ist. 

Zunächst war hierfür ein Messverfahren zu entwickeln. Auf der Basis der französischen Vorgänger-Norm (NF S 31-074) wurde festgelegt, den sogenannten Gehschall in einem genormten Schallprüfstand für Decken nach ISO 10140 zu messen, wobei die Anregung mit einem Trittschall-Normhammerwerk ebenfalls nach ISO 10140 erfolgt. Die Prüfdecke ist eine ca. 14 cm dicke homogene Betondecke. Als Gehschall wird dann der erzeugte Schallpegel im Raum der "Gehanregung" bezeichnet. Der durch den Bodenbelag hindurch strahlende Schallanteil der Prüfstandsdecke wird zunächst aus dem Gesamtpegel herausgerechnet und dann durch den fiktiven Schallanteil einer genormten Referenzdecke ersetzt. Die Eigengeräusche der zu verwendenden Hammerwerke werden durch Differenzbildung aus zwei unterschiedlichen Messungen (ohne und mit Bodenbelag) eliminiert. Das Verfahren wurde 2013 unter Federführung der Physikalisch-Technischen Bundesanstalt als Norm EN 16205 "Laboratory measurement of walking noise on floors" veröffentlicht.

Hieran anschließend wurde von der PTB ein Ringversuch organisiert, bei dem jeweils ein Teppich, ein PVC-Belag und ein Laminat mit zwei verschiedenen elastischen Unterlagen verwendet wurden. Am Ringvergleich nahmen 17 anerkannte europäische Laboratorien teil. Gemessen wurden neben dem Gehgeräuschpegel auch die Trittschallminderung der Beläge nach ISO 10140. Diese wird vom EN 16205-Verfahren praktisch nebenbei mitgeliefert. Bild 1 zeigt die Ergebnisse der A-bewerteten Gehgeräuschpegel aller Ringversuchsteilnehmer. Die eingezeichneten Fehlerbalken geben die Unsicherheit der Messungen allein auf Grund der jeweiligen Schallpegelverhältnisse wieder.

Bild 1: A-bewertete Gehgeräusch-Pegel aller Ringversuchsteilnehmer. Die Fehlerbalken deuten die pegelbedingte Messunsicherheit für jedes einzelne Ergebnis an, wie sie nach EN 16205 zu berechnen ist. Teppiche sind wegen ihrer extrem niedrigen Schallabstrahlung teilweise nicht mehr messbar.

Erwartungsgemäß werden diese Unsicherheiten bei Teppichen teilweise riesig, da die "Nutzpegel" der Teppiche häufig im "Störpegel" der Hammerwerke versinken. Die übrigen Unterschiede rühren überwiegend von Unterschieden zwischen den Laboratorien, den Hammerwerken und den Messobjekten her und bewegen sich in dem von der Messung der Trittschallminderung her bekannten Bereich. Insgesamt ergab der Ringversuch, dass sich der Gehschall von Bodenbelägen sicher und auf einfache Weise bestimmen lässt, wobei die Werte der geprüften Produkte auch der subjektiv empfundenen Rangfolge entsprechen – selbst bei den Teppichen.

Ansprechpartner:

Werner Scholl, FB 1.7, AG 1.72, E-Mail: Opens window for sending emailwerner.Scholl(at)ptb.de