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Braunschweig, Februar 2003
Liebe Leserin, lieber Leser,
oh, lassen Sie mal sehen - Sie haben da was im Auge: Teilchen, ganz viele Teilchen. Ihre Netzhaut wird soeben bombardiert - das ist gewiss, denn Sie verfolgen mit Ihren Augen ja die hier aufgeschriebene Buchstabenfolge und das könnten Sie nicht, wenn Ihre Netzhaut unbehelligt wäre. So aber durchdringen gerade aberwitzig viele Lichtteilchen, die vielleicht aus einer Glühlampe stammen und vom Papier reflektiert werden, ihren Augapfel und versetzen, am hintersten Ende der Netzhaut, Ihre Zäpfchen und Stäbchen in helle Erregung. Diese Erregung pflanzt sich bis in Ihr Gehirn fort, wandelt sich zu einem Sinneseindruck und wird schließlich zu einem Gedanken. Dieser Gedanke könnte sein: "Was soll mir das hier sagen?" oder "Verdammt dunkel hier!" oder "Vorwortschreiber, komm' zur Sache!".
In dieser maßstäbe-Ausgabe wollen wir das Phänomen Licht gewissermaßen durch unser journalistisches Prisma schicken und uns ein paar der ausfallenden Strahlen und der entstehenden Reflexe anschauen. Natürlich ist es unmöglich, alles über das Licht zu sagen, was sich sagen ließe, aber wir wollen doch versuchen, einen Bogen zu spannen, der die Größe des Phänomens zumindest andeutet.
Da es nie verkehrt sein kann, sich einem Gegenstand über die Frage zu nähern, wie denn die Welt ohne diesen Gegenstand aussähe, beginnen wir also beim Licht mit dessen Gegenteil: der Dunkelheit. Wir haben diejenige genommen, die sich bereits nach einigen hundert Metern unter der Meeresoberfläche findet. In der Tiefe ist dabei einiges los - etwa Fische, die sich selbst Licht machen (eine Fähigkeit, die wir zweibeinigen Säugetiere gelegentlich auch gern hätten). Auf dem Meeresboden finden wir dann aber zugleich "technisches Licht" - wenn auch in armdicke Kabel eingesperrtes. Indem wir auch diese Welt des Infraroten zu unserem Thema machen, ignorieren wir die akademische Maßregelung, nach der nur derjenige Teil des elektromagnetischen Spektrums Licht genannt werden dürfe, der für das menschliche Auge sichtbar ist (und etwa zwischen 380 und 770 Nanometern Wellenlänge liegt). Wir schauen uns auch ein wenig links und rechts des sichtbaren Spektrums um. Um eine andere Sicht zu bekommen, setzen wir unsere physikalische Brille an einigen Stellen sogar gänzlich ab: So fragen wir zum Wesen der Farben in der Welt der Kunst nach.
Aber neben all diesen kleinen Vorstößen auf "verbotenes Terrain" (auch die Physik kennt "verbotene Übergänge") geht es selbstverständlich auch in diesen maßstäben sehr physikalisch zu. Licht ist schließlich eines der größten Phänomene in der Ideengeschichte der Physik und eines der wichtigsten technischen Handwerkszeuge schlechthin. Ohne Licht sieht man nicht nur nichts. Ohne Licht würde in unserer Welt auch nichts funktionieren.
Im Namen der gesamten Redaktion wünsche ich Ihnen eine erhellende und unterhaltende Lektüre. Und denken Sie daran: Auch die Dunkelheit breitet sich mit Lichtgeschwindigkeit aus.
Ihr Jens Simon