Liebe Leserin, lieber Leser,
für alle, die es noch nicht wissen, will ich es gleich zu Anfang sagen: In Braunschweig wird die Zeit gemacht. Allen, die in Braunschweig leben, ist dies eine Selbstverständlichkeit, die gar nicht zu hinterfragen ist. Rührt diese Selbstverständlichkeit daher, dass Braunschweiger, da sie ja "vor Ort", also an der Quelle sind, einen leichteren Zugang zur Zeit haben? Dass sie beim Zeit-Einkauf ("Ich hätte gerne drei Pfund Sekunden. Die aus dem Angebot!") vielleicht Sonderkonditionen erhalten? Selbstabholer-Rabatte? Nein, so ist es natürlich nicht. Wahr ist dagegen, dass der Satz "In Braunschweig wird die Zeit gemacht" anscheinend tief im Bewusstsein der Bevölkerung verankert ist, wie auch neulich eine kleine Umfrage in der hiesigen Fußgängerzone zeigte. Auf die Frage, was ihnen denn zum Begriff "Atomuhr" einfalle, antworteten nahezu ausnahmlos alle: Braunschweig. Dann - mit und ohne Zögern - sagten fast alle auch noch: PTB. Und einem Experten vom Stadtmarketing, der, gerade auf der Suche nach "Alleinstellungsmerkmalen" für die Stadt, auch noch des Weges lief, tränten bei diesem engen Begriffspaar "Braunschweig und Zeit" vor Freude die Augen.
All dies bedenkend ist es allerhöchste Zeit, dass sich die maßstäbe dieser prominentesten PTB-Größe annehmen. Die Zeit ist ja die physikalische Größe, die sich am genauesten von allen Größen messen lässt: Die Atomuhren der PTB produzieren Sekundenticks bis auf unglaubliche fünfzehn Stellen hinter dem Komma. In einer Institution wie der Physikalisch-Technischen Bundesanstalt, in der es auch um das Nonplusultra an Genauigkeit geht, ist dies zwangsläufig ein prominentes Aushängeschild. Von Atomuhren wird also die Rede sein, davon, wie sie funktionieren und wozu man sie braucht. Aber nicht nur dies. Atomuhren werden sogar selbst zu Wort kommen, und wer Zeitgeschichten erzählen will, der darf freilich nicht bei Atomuhren Halt machen. Und so gehen die maßstäbe, wie es ihre Art ist, auf die Reise und suchen die Zeit auch anderswo: in der Vergangenheit und in der Zukunft; bei Hirnforschern, mittelalterlichen Mönchen und Philosophen; in einer Silbermine in Nevada und unter einem Apfelbaum im Garten.
Zudem erzählen diese maßstäbe einige Zeitgeschichten aus sehr persönlicher Perspektive, die allerdings, so die Redaktionsmeinung, dem Thema durchaus angemessen ist. Ob dies gelungen ist, müssen wie immer Sie, liebe Leser, beurteilen. Und, auch dies wie immer: Wir freuen uns, falls Sie uns Ihre Meinung sagen wollen. Eine kleine Auswahl von Stimmen zu bisher erschienen Ausgaben haben wir erstmals hier versammelt.
Wenn Sie sich jetzt etwas Zeit nehmen wollen, wünsche ich Ihnen viel Spaß beim Blättern und Lesen durch unsere Zeitgeschichten. Falls Sie keine Zeit haben, tut es mir Leid: Unser Super-Sonderangebot von Minuten im 60er-Pack ist gerade ausgegangen.
Ihr Jens Simon