Mexiko gehört zu den weltgrößten Produzenten und bedeutenden Exporteuren von Erdöl und nutzt für seine Energieerzeugung überwiegend fossile Energieträger. Energieverbrauch und CO2-Emissionen pro Einwohner liegen zwischen regionalem und OECD-Niveau, neben Brasilien ist Mexiko der größte CO2-Emittent in Lateinamerika. Gleichzeitig verfügt Mexiko über ein riesiges Potenzial an erneuerbaren Energien, vor allem im Bereich der Solar- und Windenergie, welches bisher jedoch nur im geringen Umfang genutzt wird. Wasserkraft und Geothermie bilden derzeit die wichtigsten erneuerbaren Energiequellen.
Die nationale Energiestrategie der mexikanischen Regierung betont dieses nicht ausgeschöpfte Potenzial, bis zum Jahr 2024 soll der Strombedarf in Mexiko zu 35% aus erneuerbaren Energien gedeckt werden. Bei der Umsetzung dieser Ziele wird Mexiko von der deutschen Entwicklungszusammenarbeit unterstützt, seit 2009 im Rahmen des EZ-Programms „Nachhaltige Energie in Mexiko“.
Während der Umsetzung des Programms wurde der Bedarf für die Stärkung einzelner Elemente der Qualitätsinfrastruktur deutlich. So ist die normative Grundlage, in der die Qualitätsanforderungen für die Vermarktung von Photovoltaik- oder Solarthermie-Modulen definiert werden, noch unzureichend. Ebenso können Prüflaboratorien in Mexiko aufgrund mangelnder technischer Kompetenzen u.a. die Qualität von Solarthermie-Anlagen nicht ausreichend bewerten.
Ein neues, vierjähriges Vorhaben der PTB soll dazu beitragen, diesen Bedarf zu decken und, als komplementäres Modul im EZ-Programm, die mexikanische Qualitätsinfrastruktur im Bereich der erneuerbaren Energien und Energieeffizienz stärken. Denn indem diese vermehrt kompetente und nachfrageorientierte Dienstleistungen anbietet, werden die technischen Voraussetzungen zur Umsetzung der nationalen Energiepolitik im Bereich der nachhaltigen Energie verbessert.
Politischer Träger des Vorhabens ist die Direktion für Normung DGN im mexikanischen Wirtschaftsministerium. An der Durchführung sind neben dem mexikanischen Metrologieinstitut CENAM und der nationalen Akkreditierungsstelle ema im Sinne eines sektoralen Ansatzes auch das mexikanische Energieministerium SENER und die private Normungsinstitution des Elektroniksektors ANCE beteiligt.
Das Vorhaben umfasst verschiedene Handlungsfelder, welche in Kooperation mit den mexikanischen Partnern festgelegt wurden. Dabei geht es zunächst um die Qualitätssicherung von Anlagen zur Erzeugung erneuerbarer Energien, sowohl im Bereich Photovoltaik als auch Solarthermie. Da gerade die Einspeisung regenerativ erzeugter elektrischer Energie im Versorgungsnetz Spannungsschwankungen verursacht, bildet die metrologische Unterstützung bei der Bestimmung der Energiequalität ein weiteres Handlungsfeld. Im Bereich der Energieeffizienz ist neben der Qualitätssicherung von LED-Leuchten geplant, die Einführung von Energiemanagementsystemen in Unternehmen zu fördern, so dass diese ihren Energieverbrauch und den Anteil der Energiekosten an ihren Produktionskosten senken können.
Diese Maßnahmen dienen der Verbesserung der Messungen im Bereich Energie und erhöhen deren Genauigkeit. Zudem wird die Zuverlässigkeit und Stabilität der Stromnetze gesteigert, insbesondere bei vermehrter Einspeisung erneuerbarer Energien. Die Vergleichbarkeit der vorgeschriebenen Prüfungen zur Effizienz- und Sicherheitskennzeichnung erhöht sich, der Bezug zu internationalen Normen und Verfahren wird verdeutlicht, die Vorgaben können verlässlicher geprüft werden, Prognosen zu Stromersparnissen werden realistischer.
Auf diese Weise trägt das Vorhaben zu einer Diversifizierung der Energiequellen, erhöhter Versorgungssicherheit, einer verbesserten Kooperation zwischen den nationalen Akteuren und internationalen Fachnetzwerken und zum Erreichen der Ziele der mexikanischen Regierung sowie des deutschen EZ-Programms „Nachhaltige Energie in Mexiko“ bei.
Zu guter Letzt soll CENAM, das mexikanische Metrologieinstitut, beim Aufbau einer eigenen Abteilung für technische Zusammenarbeit unterstützt werden. „Auf diesem Weg wird die langjährige Kooperation zwischen der PTB und CENAM in der Region, beispielsweise im Rahmen mehrerer Dreiecksvorhaben, weiter institutionalisiert und die Rolle Mexikos als globaler Entwicklungspartner der Bundesrepublik Deutschland gestärkt“, erklärt Susanne Wendt, die für die Koordination des Vorhabens verantwortlich ist. Inzwischen blickt die PTB auf 25 Jahre technischer Kooperation mit Mexiko zurück. Auch im Bereich der wissenschaftlich-technischen Zusammenarbeit sind PTB und CENAM in mehreren Themenbereichen aktiv und wollen diese zukünftig weiter ausbauen. Das Jubiläum soll im Oktober 2014 im Rahmen des Metrologiesymposiums von CENAM mit einer Veranstaltung im Beisein des CENAM-Direktors Dr. Héctor Nava Jaimes und des PTB-Präsidenten Prof. Dr. Joachim Ullrich begangen werden.