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Vorwort

„Die zentrale Mission und der Anspruch der PTB ist es, eine innovative messtechnische Infrastruktur auf höchstem internationalen Niveau in Deutschland zur Förderung der exportorientierten Hightech- Wirtschaft, zur Hinterlegung der Ansprüche einer komplexen Gesellschaft und zur Unterstützung einer weltweit an vorderster Front agierenden Wissenschaft zur Verfügung zu stellen.“ So steht es in der Zielvereinbarung zwischen dem Bundesministerium für Wirtschaft und Energie und der PTB für die Jahre 2015 bis 2019, die am 12. Januar 2016 von Staatssekretär Machnig und mir unterzeichnet wurde. Zusammen mit dem neu erarbeiteten „Arbeitsund Forschungsprogramm 2015 bis 2017“ sind somit die mittelfristigen Leitlinien mit den Schwerpunkten „Innovation und Industrie“, „Energie und Umwelt“, „Mensch und Gesundheit“, „Gesetzliches und internationales Messwesen“ sowie „Das neue System der Einheiten“ klar umrissen.

Das Jahr 2015 stand wesentlich unter dem Zeichen, die PTB nicht nur thematisch, sondern vor allem auch strukturell so aufzustellen, dass sie den zukünftigen Herausforderungen gewachsen ist. So wurde ein Liegenschaftskonzept für die ca. 80 Gebäude der PTB in Braunschweig und Berlin erarbeitet, welches zahlreiche Sanierungsmaßnahmen von Gebäuden, Netzen und Klimatisierungstechnik vorsieht. Darauf aufbauend wurde ein Masterplan für die bauliche Entwicklung von 2016 bis 2035 entwickelt, der die zeitliche Reihenfolge für den Bau von 19 benötigten neuen Gebäuden festlegt.

Weitere strukturelle Maßnahmen zielten auf die Bereiche Führungspersonal und Mitarbeiterzufriedenheit ab. Das erste „PTB-Forum“ zur Förderung der Kommunikation der Mitarbeiter/innen mit dem Präsidium am 17. September 2015 stand unter dem Motto „Befristetes Personal in der PTB: Perspektiven und Chancen“. Gemeinsam wurde diskutiert, dass es für die PTB von entscheidender Bedeutung ist, zeitlich befristete Spitzenforschung zu betreiben. Befristet beschäftigten Mitarbeiter/innen bietet sich eine Vielzahl von Möglichkeiten: Durch die Aussetzung des Stellenabbaus gibt es häufiger eine dauerhafte Perspektive an der PTB, durch ein breit angelegtes Trainee- Programm eröffnen sich den besten Nachwuchskräften neue Chancen, und durch Kollaborationen mit Hochschulen, Industrie und Forschungseinrichtungen ergeben sich neue Weiterbeschäftigungsmöglichkeiten.

Drei hervorragend besuchte „Führungskräftetage“ zu aktuellen Themen sind ein neuer Bestandteil der Führungskräftefortbildung an der PTB. Zudem wurden spezifisch für die PTB ausgelegte Assessment- Centers eingeführt. Sie sollen helfen, Verbesserungspotenziale zu identifizieren und die Führungskräfte für den Alltag zu rüsten.

Nicht zuletzt wurde die Familienfreundlichkeit der PTB durch die Einrichtung eines Familienbüros weiter gestärkt. Nach einem umfassenden Audit durch „berufundfamilie“ ist die PTB nun im Mai 2015 auch offiziell als familienbewusste Arbeitgeberin zertifiziert.

Die durch das neue Mess- und Eichgesetz deutlich veränderten Rahmenbedingungen führten unter anderem zu der Gründung der Konformitätsbewertungsstelle (KBS) an der PTB. Die PTB leitet den Regelermittlungsausschuss und den Ausschuss der KBS (AdKBS) und nimmt damit weiterhin eine prominente Position im gesetzlichen Messwesen in Deutschland ein. Die neue Struktur schlägt sich in der neu formulierten Satzung der PTB und in der neu definierten Rolle der Vollversammlung für das Messund Eichwesen nieder.

Dienstleistungen auf höchstem Niveau bietet die PTB z. B. im Bereich größter Drehmomente. Durch das vom BMWi mit nahezu 10 Mio. € geförderte Kompetenzzentrum Windenergie wird die weltweite Spitzenstellung der PTB in diesem Bereich ausgebaut. Andere Beispiele von hochspezialisierten Dienstleistungen umfassen die Koordinatenmesstechnik, die Konformitätsbewertung und Zertifizierung von Geschwindigkeitsmessgeräten, die Charakterisierung von Radarsignalen in der Flugsicherung, die Eigensicherheit von Netzverbindungen in explosionsgefährdeten Bereichen der Prozessindustrie, die Sicherstellung der Patientensicherheit bei bildgebenden Verfahren und die rückführbare Messung kleinster Verunreinigungen im Wasser oder von Umweltbelastungen durch Radioaktivität. Diese Dienstleistungen können nur dann zuverlässig und zeitnah erbracht werden, wenn die PTB in all diesen Bereichen intensive eigene Forschung betreibt.

Somit ist Forschung ein entscheidendes Element des „Innovationszyklus“ der PTB. Sie ist die eigentliche „Quelle“ zukünftiger Entwicklungen und macht uns zum attraktiven Partner für Technologietransfer. Das unter PTB-Führung neu aufgesetzte „TransMeT“- Programm verfolgt genau den letztgenannten Zweck und ist mit acht geförderten Projekten sehr erfolgreich angelaufen. Prüflastnormale für die rückgeführte Charakterisierung von elektrischen Stromnetzen, Referenzmaterialen für die Charakterisierung von Terahertz-Signalen sowie Softwarearchitekturen für eine stabile und sichere Netzanbindung von Medizingeräten sind hier einige Beispiele.

Die PTB-Forschungskompetenz wird durch den konsequenten Ausbau der Kollaboration mit Universitäten weiter gestärkt. Gemeinsam mit der TU Braunschweig wurden eine Professur für „Fundamentale Theorie für die Metrologie“ und eine Juniorprofessur für „Metrologie funktionaler Nanosysteme“ eingerichtet. Der Bau des gemeinsamen Gebäudes für das „Laboratory for Emerging Nanosystems“ (LENA) konnte 2015 beginnen. Initiiert von der PTB gelang es, die QUANOMET-Kooperation zwischen der TU Braunschweig und der Leibniz Universität Hannover ins Leben zu rufen, die vom Land Niedersachsen mit jährlich 1,5 Mio. € für zunächst fünf Jahre gefördert wird. QUANOMET soll die Verbindung von Quanten- und Nanometrologie vorantreiben. In Berlin steht ein Rahmenvertrag mit der Technischen Universität kurz vor dem Abschluss. Er soll die Grundlage erster gemeinsamer Berufungen in den Bereichen bildgebende Medizin, sichere Netzanbindung von Messgeräten und Wärmestrommessung bilden. Unter dem Motto „MetroSommer 2016 – Dein genauester Sommer“ wird die PTB 2016 erstmals ein Sommerstudentenprogramm anbieten, um exzellenten Nachwuchs für die Metrologie zu begeistern.

Das „European Metrology Programme for Innovation and Research“ (EMPIR) ist 2015 erfolgreich angelaufen. In den ersten Ausschreibungen gelang es der PTB, ca. 30 % der den 28 Mitgliedsländern zur Verfügung stehenden Mittel einzuwerben. Insgesamt stehen in den Jahren 2014 bis 2020 ca. 600 Mio. € zur Verfügung, um der europäischen Metrologie die weltweite Spitzenstellung zu sichern. In Zukunft wird es wesentlich darauf ankommen, die Metrologie und insbesondere die metrologischen Dienstleistungen in Europa zu vernetzen. Hier sind nicht zuletzt von der PTB initiierte und geführte Netzwerke wegweisend, wie MATHMET zur Koordinierung von Mathematik und Statistik in der Metrologie oder TraCIM, eine Plattform zur internetbasierten Softwarevalidierung für metrologische Auswertealgorithmen.

Auch dieses Jahr haben PTB-Forscher eine Vielzahl herausragender Ergebnisse erzielt: Erstmals gelang es, zwei optische Uhren über weite Entfernungen, nämlich zwischen Braunschweig und Paris, mit weltweit höchster Genauigkeit zu vergleichen. Zudem tickt die PTB-Ytterbium-Ionenuhr nun mit einer international bisher nicht erreichten relativen Messunsicherheit von nur 3 · 10–18 – beides wichtige Schritte, um in Zukunft die Sekunde bis zu hundertmal genauer zu realisieren. Kleinste Ströme wurden durch Zählen einzelner Elektronen in Einzelelektronenpumpen und mittels ausgeklügelter Fehlerkorrektur mit bisher unerreichbarer Genauigkeit gemessen. Die Planck-Konstante wurde im Avogadro-Projekt mit der weltweit zweitgeringsten Unsicherheit gemessen und die Arbeiten zur Bestimmung der Boltzmann- Konstanten wurden vielversprechend vorangetrieben. So konnte die PTB ihre Schlüsselrolle bei der anstehenden Revision des internationalen Einheitensystems behaupten. Hochpräzise Messreihen an der „Metrology Light Source“ (MLS) machten Molekülorbitale sichtbar, Magnetresonanztomografie (MRT) und Messungen magnetischer Signale visualisierten Reaktionen an den Gehörzentren des Gehirns, die von eigentlich „unhörbarem“ Infraschall hervorgerufen wurden.

Bei verschiedenen Auslandsreisen konnte ich mich ein weiteres Mal der höchsten Anerkennung vergewissern, welche die PTB weltweit genießt. Anlässlich meines Besuches am nationalen Metrologieinstitut in Thailand waren mehr als hundert Gäste aus Industrie, Forschung und Messtechnik unter Anwesenheit des Forschungsministers, des deutschen Konsuls und Wirtschaftsattachés geladen.

Ich bedanke mich herzlich bei allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern für ihr großes Engagement und ihren Einsatz, nicht zuletzt auch bei der öffentlichen Darstellung der PTB auf den neuen Internet-Seiten oder auf der „IdeenExpo“. Sie alle tragen dazu bei, dass die PTB in metrologischer Dienstleistung und Forschung national und international an vorderster Front agiert und so ihrem in der Zielvereinbarung formulierten Anspruch gerecht wird.